The White Background – Lesung / Performance mit dem Künstler Kervin Saint Pere Huarcaya

Lesung / Performance  —  Rathaus-Galerie Reinickendorf

17.10.2025
18:00 Uhr

Rathaus-Galerie Reinickendorf
Eichborndamm 215
13437 Berlin
2. Obergeschoss

Der Eintritt ist frei.

Eine Veranstaltung im Rahmen von „Kommunale Kapitale – Aktionstage der Kommunalen Galerien“ begleitend zur Ausstellung „Förderpreis Junge Kunst 2025“

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In einer experimentellen Lesung wirft der Künstler begleitend zu seiner künstlerischen Forschung „Archive des Extraktivismus“ einen Blick auf die Auswirkungen der kolonialen Bild- und Sammelpolitik. Wie wurden die indigene Bevölkerung und deren Artefakte in der anthropologischen Forschung dargestellt, welche Spuren in Archiven und Museen aufgenommen? Bebildert mit Archivmaterial und Fotografien wird aufgezeigt, wie diese Darstellungen unser Verständnis der indigenen Bevölkerung bis heute prägen.

Fotografische Darstellungen von Expeditionen und wissenschaftlichen Forschungen im Amazonasgebiet sind von Darstellungsmethoden geprägt, die damals als wissenschaftlich und neutral galten. Eine dieser ästhetischen Dokumentationsmethoden, die immer wieder in verschiedenen Formen auftaucht, ist die Aufnahme von indigener Bevölkerung und ihren Artefakten vor weißem Hintergrund.

Ein weißer Hintergrund kann eine beliebige Fläche sein: eine Leinwand, eine Pappe, eine Decke, ein Papier, eine Wand, ein Ausschnitt, eine abgeschabte Fläche, eine Matte – oder alles, was die Wissenschaftler und Fotografen als neutrale Oberfläche hinter der Person oder dem Objekt, das sie fotografierten, finden konnten. Doch was genau ist dieser weiße Hintergrund?

Was ist dieses schwer greifbare Objekt, einfach eine weiße Fläche, die sich in der Vielfalt der Formen und Formate ethnologischer Fotografie immer wieder wiederholt? Es sind Darstellungen, in denen das sogenannte »Studienobjekt« isoliert wird. Die indigene Bevölkerung und ihre Artefakte werden in der anthropologischen Forschung mit einem neutralen Hintergrund gezeigt. Solche Darstellungen sind historisch bedingt durch koloniale Bild- und Sammelpolitiken, durch Kategorien, Taxonomien und Kodierungssysteme.

Sie zeugen vom intellektuellen Interesse der Forscher an der Aneignung und Umwandlung indigener Identitäten in ein sogenanntes wissenschaftliches Blickfeld. Allerdings zeigen solche Aufnahmen nicht nur die indigene Bevölkerung und ihre Artefakte – sondern auch das weiße Blickregime, das mit kolonialer Anstrengung, Ethnozentrismus und Extraktivismus verbunden war.